:: Schiedsrichter

  

Eine kleine, nicht ganz ernst gemeinte Betrachtung
zur Person der Schiedsrichter

Schon vor über 100 Jahren stand der Schiedsrichter im Mittelpunkt kritischer Betrachtungen ...


Zu jenen verabscheuungswürdigen Geschöp­fen, die Gott in einem Anfall wilder Laune geschaffen hat, gesellt sich in neuerer Zeit eine be­sondere von Art von Spezies, der Schiedsrichter. Er ist ein notwendiges Übel. Er ist beim Fußball­spiel ebenso notwendig wie etwa ein Kellner im Gasthaus. Es kann ebenso wenig ohne ihn ge­spielt werden, wie ohne den Kellner gespeist werden kann. Aber er ist darum nicht minder ein Übel, eben wie der Kellner. Er macht einem alles zum Trotz. Er versteht vor allem gar nichts. Er kennt nicht die Regeln, er weiß nicht, was foul, nicht was fair und erlaubt ist. Er unterscheidet nicht zwischen feinem ge­statteten und rohem verbotenem Spiel. Jeder kleine Fußballknabe weiß tausendmal mehr als er.

Der Schiedsrichter ist ein parteilicher Mensch. Er kann gar nicht anders sein. Er begünstigt mal die eine, dann wieder die andere Partei. Seine Parteilichkeit richtet sich nach der Vorliebe des Publikums. Er steht in der Regel auf einer viel tieferen Bildungsstufe als die Fußballspieler und ist nur ein Mittel zu ihrem ed­len Zweck. Man braucht ihn eigentlich gar nicht und könnte ganz gut ohne ihn spielen, wenn man nicht Gefahr liefe, dann gegeneinander ra­biat zu werden und einander mit Ohrfeigen und anderen Lieblichkeiten zu bedenken. Man zieht es daher vor, den Schiedsrichter für diese Be­stimmung auszuersehen. Daher ist der Schiedsrichter vogelfrei. Am be­sten und schönsten ist es, wenn die entrüstete Menge zu Ende des Spiels, schöner freilich noch während der 90. Minuten, sich einmütig auf den Schiedsrichter stürzt, ihn fürchterlich prügelt und von dannen jagt, dies selbstverständlich be­gleitet von den Ausdrücken allergrößter Miss­achtung. Zum Schlagen wende man Hand, Schir­me, Stöcke, auch den Fußball als besonders ent­ehrendes Strafmittel an. Doch verletze man ihn nicht; man hätte sonst einen weniger von der ohnehin spärlich gesäten Zahl. So kann man ihn zu einem anderen Spiel noch verwenden natür­lich, wenn er es tut. Und er wird es tun, er wird wieder schiedsrichtern, denn er ist ein ganz cha­rakterloser Kerl. Man prügelt ihn, man wirft ihn hinaus, er aber kommt wieder. So zwischen Beschimpfung und Richten verbringt er sein elendes Dasein, bis ihm endlich ein besonders empfindliches Urteil der Zuschauer über sein Amt das Beschämende sei­ner Tätigkeit zum Bewusstsein führt. Dann hängt er seine richterlichen Funktionen an den Nagel, ruht auf seinem zweifelhaften Lorbeer aus und wird Publikum.

Nach ihm gibt es natür­lich keinen guten Schiedsrichter mehr. Als Rene­gat hasst er dann die Gilde noch weit grimmiger, als man ihn gehasst hat. Er tut redlich mit und die Vergeltungstheorie feiert an ihm so ihren schönsten Triumph.




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