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Zu spät gewollt Es ist halt auf jedem Platz, in jeder Liga das Kreuz mit solchen Spielen gegen Tabellenschlusslichter. Welchen Masterplan man hat, das sollte da noch das kleinste Problem sein. Welche Motivation man hat, gegen Mannschaften, die fauchend und beißend in der Ecke gedrängt stehen, scheint da doch ein größeres zu sein. Die 40 Fans der Niederpöllnitzer, die die ansonsten doch recht überschaubare Zuschauerzahl etwas nach oben drückten, hatten zum Schluss jedenfalls zwei Fragen, die sie umtrieben: Warum wurde eine in ihren Augen zu defensive Grundordnung zunächst als Masterplan angegangen und erst nach 45 Minuten offensiver ausgerichtet? Und warum hatte man bei dem einen oder anderen ihrer Lieblinge das Gefühl, dass das so gegen mit 120 Prozent agierende Gegner nicht gut gehen kann. Aber von vorn. Natürlich
wurde das Spiel in Apolda unter der Rubrik „3-Punkte-müssen-her" eingeordnet.
Da Otto, N. Sporer und Tilke ausfielen, musste wieder die keineswegs unübliche
Viererkette mit Peters und Dölle in der Innenverteidigung ran. Und sah sich
bereits vor dem Beginn wild entschlossenen Hausherren gegenüber. Da klatschte Dittombee
energisch in die Hände und brüllte: „Kommt, Leute, Stimmung hoch!" Und Trainer
Sierig wedelte bereits nach wenigen Sekunden seine Linien mehr in Richtung
Philipp Müller. Überhaupt war Apolda nicht nur physisch auf dem Platz, sondern
auch vernbal. Da wurde gelobt, angefeuert, motiviert. Bei Niederpöllnitz dagegen
schien eine Art spiritueller Gedankenaustausch der Schlüssel zum Erfolg zu
sein. 15 Minuten waren vergangen und man konnte zunächst konstatieren – und das
tun wir gern - , dass BW agiler war. Da wurden die trotz Sierigs „Musik-nach-Noten-Armbewegungen"
tief stehenden Apoldaer zum Reagieren gezwungen. Außer der Kopfballchance
Peters (4./oberes Netz) war aber keine echte weitere Chance zu notieren. Der
Spielertrainer der Gäste leistete sich dann in den Augen des solide pfeifenden
Schiedsrichters (ich weiß um den Aufschrei der Apoldaer Leser bei dieser
Bemerkung!) einen nicht erlaubten Rückpass auf seinen Keeper. Indirekter
Freistoß im Strafraum. Dittombee schnappt sich nach kurzer Beratung den Ball
und donnert ihn voller Hoffnung flach in das Meer von Beinen, Knien und
Knöcheln und hat das Glück des Tüchtigen, dass der scharfe Ball tatsächlich
abgefälscht wird und im Netz landet (19.)
Die Führung fiel zwar überraschend,
war aber auch nicht so unverdient, weil der VfB einfach die Zweikämpfe annahm,
sie gewinnen w o l l t e und so Schritt für Schritt besser in die Partie gegen Gäste kam,
die nach wie vor ihren Plan, besonders aber ihre Emotionen und
Einsatzbereitschaft suchten. Hinzu kamen Fehlpässe nicht nur der verständlichen
Art, und zwar in Häufigkeit, dass selbst die Fans über ihre Kicker die Kopfe
schüttelten. Und so kam es, wie es fast zu erwarten war: Der VfB kommt wieder
mal vor das Tor von Müller, Rabe schwenkt noch kurz von rechts nach innen und
überwindet Müller mit einem flachen Schlenzer ins lange linke Eck (24.). Und
wenn Grune, der in Punkto Schnelligkeit gegen Dölle Vorteile hatte, seinen
angesetzten Heber noch verwandelt hätte, wäre der Drops schon gelutscht
gewesen. So aber trifft er nur die Latte (44.). BW hatte seine eigenen Angriffe
selbst verteidigt: Müller scheiterte immer wieder am Freistoßpfiff des Schiri,
Peters hatte kein Zielwasser intus (30.), Menzel kam fast gar nicht in die
Offensive, Ulrich und Kurz zwar auf ihrer Seite mit rasantem Spiel, aber unglücklichen
Abschlussaktionen, Heuschkel hatte zu tun, überhaupt im Spiel anzukommen. „Es ist wie immer, wenn wir hier sind. Die brauchen gar nicht viel machen und führen 2:0. Aber die knallen sich mit 120 Prozent in die Zweikämpfe! Und wenn wir uns hier nicht 360 Grad drehen, dann wird das nichts!" – Trainer Peters ruhig, aber auf 180. Selbstkritisch ordnete er sich allerdings auch im Aufzählen der individuellen Fehler ein, die zu den Gegentoren geführt hatten. Und während aus der Kabine der Gastgeber noch mutmachende Kollektivbrüllerei zu hören war, standen die Niederpöllnitzer bereits relativ verloren wieder auf dem Platz.
Das Spiel nahm an Qualität
zu. Denn BW musste ja kommen und Apolda witterte seine Chancen im Umkehrspiel.
Die ersten Möglichkeiten dann auch für die Gäste, aber Peters, Ulrich und Dölle
scheitern am Stutzenwald im 5-Meter-Raum (49.), Menzels Kopfball geht drüber
(53.) und die beiden Großchancen durch Haedrich (55.) und Peters (56.) gehen
eben auch nicht rein. Auch der Abschluss von Heuschkel war zu schwach uind zu
mittig auf den Keeper (62.). Trotzdem: Ich weiß nicht, so richtig planmäßig sah
das alles trotzdem nicht aus. BW hatte ja umgestellt und Peters war nach vorn,
Theileis dafür in die Innenverteidigung gerutscht. Aber die Apoldaer
verteidigten ihren Vorsprung mit allem, was sie hatten – quasi bis zum
Umfallen. Schiri Eddel sah immer wieder auf seine Uhr und summierte
wahrscheinlich die besonderen Aktionen von Keeper Marzian minutenmäßig zu dann
insgesamt fast 7 Minuten Nachspielzeit auf. BW nun kaum noch zu bremsen.
Freistoß um Freistoß wurde herausgeholt, Ecke um Ecke schwebte noch zusätzlich
herein. L. Müller hatte nun auch seine Aktionen und machte mörderisch viel
Druck. Es gelang nur der Anschlusstreffer von Heuschkel (83.).
Immer wieder lagen die Helden der Hausherren auf dem Schlachtfeld, aber sie lebten, standen auf, kämpften – und gewannen zum Schluss verdient, weil sie eben das eine Tor mehr erzielt hatten und bis zum Schluss nie den Glauben an die Belohnung ihres kämpferischen Einsatzes aufgegeben hatten. Niederpöllnitz verliert ein wichtiges Spiel und sollte bis Donnerstag in der Lage sein, die Lehren aus der Thematik „Abstiegskampf" nicht zu vergessen. Dann geht es in Kahla wieder um drei Punkte – und Emotionen. Meinungen zum Spiel |