Der neue Weg im deutschen Sport - Das "Stadion" in Neundorf
Das Potsdamer Abkommen und seine Nachfolgedokumente bestimmen die "Auflösung des Faschisitschen Reichsbundes für Leibesübungen und aller seiner Untergliederungen. Unabhängige Sportorganisationen antifaschistischen und antimilitaristischen Charakters werden auf Kreisebene gestattet." Trotz Hunger, Mangel an Sportgeräten und -kleidung finden sich schon 1945 Sportfreunde zusammen. Sie werden in der sowjetischen Besatzungszone von Jugendausschüssen und kommunalen Sportämtern betreut und angeleitet.
Das verantwortliche kommunale Sportamt für unser Gebiet befindet sich in diesen Jahren im "Haus der Einheit" in Weida.
1947, also kurz nach Kriegsende, soll Hermann Schönfeld dort vorstellig werden, um den "Kommunalen Sportbund Blau-Weiß Frießnitz" offiziell anzumelden. Dies soll gleichzeitig die Geburtsstunde eines Sportbundes im Raum Frießnitz/Niederpöllnitz werden. Dass dieser Sportbund dann der Vorläufer unseres heutigen SV Blau-Weiß Niederpöllnitz wird, also 2007 bereits 60 Jahre auf dem Buckel haben wird, kann Hermann Schönfeld an diesem regnerischen Donnerstag im Jahre 1947 nicht ahnen.
Bevor aber der "Kommunale Sportbund Blau-Weiß Frießnitz" in die Akten der Verantwortlichen aufgenommen wird, finden sich bereits auf den Neundorfer Wiesen und Koppeln Männer zusammen, um Fußball zu spielen: Heinz Scheffel, Hermann Schönfeld, Kurt Staps, Jochen Weidhase, Max Eithel, Max Aulich, Erich Riemer, Heinz Köhler, Heinz Klofft u.a. bejubeln schon damals manchen Treffer, der zwischen den in die Erde gerammten Stöcken landete. Später zieht die Truppe dann auf die Langen Wiesen in Frießnitz und auf die Rohrwiesen in Niederpöllnitz. Der erste Nachkriegsball wird durch Heinz Scheffel organisiert. 20 Pfund Kartoffeln müssen dafür bezahlt werden.
Auch Dresse wechseln den Besitzer für Lebensmittel. Heinz Scheffel ist es auch, der 1947 das erste Freundschaftsspiel managet: Frießnitz gegen eine kombinierte Auswahl Neundorf/Niederpöllnitz.
Diese Aktivitäten im Bereich des kommunalen Sports umfassen die Städte und Gemeinden Weida, Münchenbernsdorf, Schwarzbach, Steinsdorf, Crimla, Hohenölsen und Wildetaube. Aus diesem Gebiet kommen dann auch die ersten Gegner des "Sportbundes Blau-Weiß". Manch einer der damaligen Aktiven wird sich noch an den schmerzenden Hintern erinnern, den die hartgummibereiften Räder der wenigen Fahrräder verursachten, womit man die Spielorte anführt oder an manche Unwetterfahrt auf einem LKW, der aus dem Krieg gerettet wurde.
Das erste offizielle Fußballspiel, nun unter dem Namen "Blau-Weiß Frießnitz" findet im Sommer 1947 statt: Beim 3:0-Sieg der Frießnitzer schießt Heinz Scheffel das erste Tor für eine Frießnitzer Fußballmannschaft. Übungsleiter Hermann Schönfeld erinnert sich: "Wir spielten damals in weißen Dressen mit grünem Kragen, Hosen und Strümpfe musste jeder selbst besorgen, an Schuhwerk konnte praktisch alles angezogen werden. Das Waschen der Spielkleidung war natürlich jedermanns eigene Sache, aber die Spieler sind heute noch stolz darauf, dass selbst die Schnürsenkel diese Prozedur mitmachen mussten, um im herrlichsten Weiß zu erstrahlen."
Die Geburt der BSG Traktor Frießnitz
Anfang 1948 übernehmen die Sportabteilungen der FDJ die gesamte Verantwortung für diesen Bereich. Damit entfällt zum Beispiel die Begrenzung des Wettkampfbetriebes auf das Kreisgebiet. So finden 1948 die ersten Zonenmeisterschaften im Fuß- und Handball statt. FDGB und FDJ rufen im August 1948 dazu auf, Kreis- und Landessportausschüsse zu bilden. So ist es dann auch in unserem Gebiet so weit: Nach Traktor Uhlstüdt wird im gebiet des ehemaligen Bezirkes Gera die zweite Traktor-Mannschaft gebildet: Traktor Frießnitz.
Zum ersten Vorsitzenden wird Kurt Rosenkranz berufen. Mit der Gründung der ZBSG-MAS9, der MAS (Motoren-Ausleih-Station) Frießnitz und eben dadurch der BSG Traktor verbessern sich die finanziellen und materiellen Grundlagen für eine sportliche Betätigung. So werden z.B. aus den Stöcken und Pfählen, die auf den Neundorfer Wiesen das Tor markiert hatten, Pfosten und Torlatte, die Franz Kulhanek zurecht sägt und mit Pferdegeschirr zum damaligen Sportplatz transportiert. Netze sind noch nicht vorhanden.
Die Gegnerschaft im Fußball erweitert sich und die Strecken, die die Aktiven zurücklegen müssen, werden länger. So geht es Ende der 40er Jahre, Anfang der 50er nach Tanna, Blankenstein, Mühltroff, Saalfeld, ja selbst bis nach Meerane und Pirna.
Im Herbst 1949 gibt es schon 800 BSG mit 160.000 Sportlern. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen lässt sich bei uns gut am Beispiel der Sektion Fußball nachvollziehen: Erstes Mitglied wird am 10.11.1948 Hermann Schönfeld, ihm folgen in den Jahren 1948/49 noch die Sportfreunde F. Lindinger, G. Wese, H. Schumann, K. Siemer, K. Goschala und E. Riemer. Am, 31.5.1958, also rund 10 Jahre später, sind in der Sektion Fußball 68 Mitglieder eingeschrieben, 1970 notieren wir 140 Fußballer. Bereits hier wird die traditionelle Linie des Fußballs in der BSG deutlich.
Wenden wir uns wieder den Anfangsjahren zu: Nach der Gründung der BSG Traktor Frießnitz wird natürlich auch anderen Sportinteressen entsprochen. In Frießnitz und Großebersdorf wird geturnt, und Walter Geils sowie Manfred Fritz sind überragende Mitglieder der Sektion Boxen. 1949 bilden Sportfreunde aus Burkersdorf, Großebersdorf und Crimla eine Sektion Kegeln. Burkersdorf stellt die I., die Großebersdorfer Kegler die II. Mannschaft. Sektionsleiter wird Fritz Röhler. Seit dem 1.1.1954 nehmen die Mannschaften am Punktspielbetrieb im Kreismaßstab teilund werden zweimal bis 1959 Kreismeister, stellen einen DDR-Jugendmeister. Zu "Auswärtsspielen" geht es interessanter Weise auf der Ladefläche von Milchautos zwischen scheppernden Milchkannen.
1950 findet sich in Großebersdorf eine Tischtennismannschaft zusammen, die unter der Leitung von Max Leo trainiert. Solche Sportfreunde, wie G. Mittasch, P. Kwastek, G. Feige, M. Hobst, K.-H. König, A. Renner, G. Preller, G. Stauche und H. Hochmuth nahmen am Wettspielbetrieb teil. In Frießnitz existiert zu dieser Zeit eine "FES-Gruppe" Tischtennis. Bei den Landsportfesten werden vielfältige Aktivitäten entwickelt. So kann man im "Traktorist", der in den 50er Jahren erscheinenden Zeitung für den MTS-Bereich Frießnitz nachlesen:
"Sieger im Luftgewehrschießen wurden Horst Birzer, Frießnitz und Kurt Pusch, MTS Frießnitz. Sieger im Radrennen - Joachim Demuth (Neundorf) und Sieger Waldlauf: Klaus Scheitzach (Köckritz). Das Fußballturnier gewann die I. Mannschaft von Traktor Frießnitz.
1956 verweist die BSG auf 75 eingeschriebene Mitglieder. Allerdings sind es nur noch 4 Sektionen (Fußball, Turnen/Gymnastik, Tischtennis und Kegeln). Die Boxer müssen ihre Sektion auf Grund von Delegierungen auflösen. Auch die Gymnastik-Frauen in Frießnitz sollten zwei Jahre später ihre sportliche Tätigkeit beenden.
Einiges zum Geld und was man daraus machen kann
Die finanziellen Zuschüsse für die BSG hielten sich damals mit 2.000 Mark/jährlich in vergleichsweise bescheidenen, aber trotzdem natürlich helfenden Grenzen. Vor den Weihnachtsfesten gibt es quasi als Zusatzgeschenk noch einmal 500 Mark. Trotzdem ergeben sich Möglichkeiten, weitere finanzielle Quellen zu erschließen: So konnte man sich durch Tanzveranstaltungen, die mit sogenannten "Kultureinlagen" gemischt waren, zusätzliche Gelder erwirtschaften. Praktisch sieht das zu der zeit so aus, dass in einer Tanzpause die Boxer auftraten und "Showkämpfe" durchführten. Viel warf das allerdings nicht ab. So steht im ersten Kassenbuch, geführt von Sportfreund Löffler, dem ersten Kassierer der BSG, dass am 14.08.1949 vom Tanz 359,10 Mark eingenommen wurden, allerdings für Saalmiete, Steuer und Musik insgesamt 334,28 Mark wieder ausgegeben wurden. Rein"gewinn": 24,82 Mark!
Kein Wunder, dass zeitweise die BSG-Kasse im wahrsten Sinne des Wortes leer ist, zumal ein Fußball damals bereits 100 Mark kostet, man für 10 Turnhosen 65 Mark bezahlt. Der Schiedsrichter, der am 06.02.1950 das Spiel gegen Neunhofen pfiff, erhielt 6,90 Mark Entschädigung, der, der eine Woche später gegen Weida auf dem Platz stand, muss schlechter gewesen sein, er erhielt 5,90 Mark.
Genug vom lieben Geld, etwas zu den materiellen Grundlagen:
Der für unser Gebiet zuständige Landessportausschuss befand sich in Erfurt. Die dort arbeitenden Verantwortlichen bestellten Kurt Rosenkranz als Vorsitzenden der BSG und seinen Nachfolger, Werner Müller, zu sich und gaben ihnen die Aufgabe, einen Sportplatz in Frießnitz zu bauen. Voller Enthusiasmus wird der Wald im Teichholz gerodet. Aber die Probleme, die sich bald darauf zeigen, sind nicht zu überwinden - das Projekt Teichholz wird nie zu Ende geführt.
Erst 1958 kann in Frießnitz mit dem Bau der Sportanlage begonnen werden.
In der neunjährigen Bauzeit bis 1967 werden aus Sport-Toto-Geldern 17.000 Mark zur Verfügung gestellt. Unter der engagierten Arbeit von Heini Staps, seit 1956 Sektionsleiter Fußball und der von Fritz Lindinger, der nach den Sportfreunden Rosenkranz (1948-1950), Müller (1950-1953), Schwalbe (1954-1955), Poser (1955-1957) und Fuchs ((1957-1960) am 16.03.1960 die Funktion des Vorsitzenden der BSG übernimmt, wird eine Außenanlage im Wert von 86.000 Mark geschaffen. Aus den Kohlekellern der Frießnitzer Schule werden Umkleidekabinen. Karl Dietz übernimmt das Amt des Ball- und Platzwartes.
Zur Einweihung dieser Anlage verliert unsere I. Männermannschaft gegen den FC Carl Zeiss Jena 0:13.
Fünf Jahre später wird 1972 in Niederpöllnitz der Sportplatz eingeweiht, der erste Rasenplatz dort. Das Eröffnungsspiel wird gegen Wismut Berga mit 1:0 gewonnen. Für das im Bau befindliche Sportlerheim geben die offiziellen Behörden 25.000 Mark dazu. Die Außenanlagen entstehen ohne staatliche Zuschüsse, nur durch die hervorragende Hilfe der LPG "Einigkeit". Im Rechenschaftsbericht der Delegiertenkonferenz der BSG vom 02.03.1974 werden stellvertretend für alle Helfer R. Kulhanek, W. Schmidt, M. Aulich, K. Ehrlicher, F. Lindinger, A. Günther und E. Poldner genannt.
Durch den 1974 beendeten Bau des Sportlerheimes entfällt auch das Umziehen der Sportler in der aus Toto-Geldern errichteten Sportbaracke, deren Zustand bereits auf der Leitungssitzung der BSG vom 08.04.1959 kritisiert wird. Im Protokoll kann man dazu lesen: "Die Sportbaracke in Niederpöllnitz befindet sich in einem vernachlässigtem Zustand. So fehlen einige Kleiderhaken, Bänke usw. Sportfreund Kulhanek wird mit Bürgermeister Kneisel sprechen."
Von der BSG-Leitung werden zur Bewirtschaftung des Sportlerheimes die Familien Überschaar, Pommerening und Sporer eingesetzt.
1975 wird auf dem Niederpöllnitzer Sportgelände kurz nach der Errichtung einer Volleyballanlage eine Jegelbahn im Wert von 6.500 Mark geschaffen, 1980 kommt die Turnhalle an der POS "Magnus Poser" hinzu, 1986 wird der dritte Platz in Niederpöllnitz fertig gestellt. Das Sportlerheim bekommt einen Anbau, die Anlage erhält mit dem Sprecherturm, dem Kassenhäuschen, der neu gestalteten Eingangszone mit Garagenkomplex, einer Freilichtbühne und der Leuchtziffernanzeige weitere Verbesserungen.
Vom Auf und Ab der BSG "Traktor"
Zu Beginn der 60er Jahre wird eine neue Periode eingeleitet. Die Sportorganisation der DDR erhöht ihren Einfluss auf das kommunale Sportgeschehen. Die Mitgliederzahl steigt insgesamt auf 1,4 Millionen (1960), auf 2,2 Millionen (1971). 1961 arneiten in den Sportverbänden des DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund der DDR) 51.000 Übungsleiter und 31.000 Kampfrichter.
In unserer BSG tauchen zunächst ernsthafte Schwierigkeiten auf: 1956 lässt sich die Sektion Boxen, zwei Jahre später die Sektion Frauen-Turnen in Frießnitz auf. Die Tischtennisspieler dürfen nicht mehr auf dem Saal der Frießnitzer Gaststätte trainieren und stellen dadurch ihren Wettkampfbetrieb ein. Die Großebersdorfer Kegler lösen sich am 01.08.1959 von unserer BSG und gründen die eigenständige BSG "Traktor Großebersdorf". Fortan spielen Adolf Müller, Waldi Röhler, Günter Geisler, Ewald Rietze, Heinz Leo, Herbert Zimmermann, Günter Hempel, Siegmar Horn u.a. auf der Einzelbahn der Großebersdorfer Gaststätte "Zum Adler".
So ist es zunächst kein Wunder, dass die noch verbleibenden Sektionen Fußball und Kegeln Burkersdorf innerhalb der nächsten 10 "Flauten"-Jahre nur einen Zuwachs von 21 Mitgliedern verzeichnen können: 1956 - 75 Mitglieder, 1965 - 96. Weitere Schwierigkeiten kommen hinzu: Aus dem Vorstand scheidet Sportfreund Leo als Schriftführer aus, so dass "eine Kontrolle der gefassten Beschlüsse nicht möglich" ist (Wahlversammlung vom 26.03.1958). Das klingt zwar aus heutiger Sicht wie eine Ente, aber tatsächlich sind es häufig die exakten Aufzeichnungen des Schriftführers gewesen, denen wir unsere Kenntnisse entnahmen.
Der Gemeinde Frießnitz werden im Jahr 1959 die für sportliche Bereiche angeforderten 800 Mark nicht gewährt und am 04.06.1959 fasst die BSG-Leitung sogar den Beschluss, "der I. Männermannschaft im Fußball wegen mangelhafter Trainingseinstellung jegliche finanziellen Mittel als Unterstützung zu verwehren." Dieser Beschluss wird 14 Tage später nach einer reumütigen Erklärung der Fußballer zurückgenommen.
Bei all diesen Problemen ist die Gründung einer Schülerfußballmannschaft sowie einer aus 6 Jugendlichen bestehenden Nachwuchsabteilung der Burkersdorfer Kegler nur ein Tropfen auf den heißen Stein, zumal durch drei Abgänge bedingt, am 13.08.1959 der Kegler-Nachwuchs wieder aufgelöst wird.
Es spricht für die BSG-Leitung dieser Jahre unter den Sportfreunden Fuchs und Lindinger, dass sie nicht nachließen in dem Bemühen, die BSG "Traktor" wieder zu aktivieren. Sie legten den Grundstein für das, was dann ab 1973 unter dem Vorsitz Klaus Richters fortgeführt wird. Die Wiedergeburt der BSG kann man auf die Jahre 1967/68 legen.
Bedingt durch den Anschluss der LPG "Ährengold" Niederpöllnitz und der LPG "Drei Linden" Neundorf an die LPG "Einigkeit" Niederpöllnitz, durch den Bau von Wohnblöcken für die Arbeiter des entstehenden Kraftfuttermischwerkes, später auch durch den Gartenbau, das Sägewerk, die Forst- und Wasserwirtschaft kamen mehr Menschen in den Niederpöllnitzer Raum. Dieses "Mehr" an Menschen führte zwangsläufig auch zu einem Aufschwung im Bereich des Sportes. 1967 wird die Frauen-Gymnastikgruppe Niederpöllnitz ins Leben gerufen (Näheres hierzu unter "Sektion Gymnastik").
In einem Aufruf von 1968 wird festgelegt, mit dem 01.02.1968 unter Hilfe der LPG "Einigkeit" eine Sektion Reitsport zu bilden. Bis 1971 sind in dieser Sektion 17 Mitlgieder aktiv, beteiligen sich am Wintertrainingslager in Ronneburg, nehmen an Reitturnieren in Langenberg, Ranis, Weida, Merkendorf, Zeulenroda, Ronneburg und Albersdorf teil. Als Höhepunkt des Sektionslebens konnte man die traditionellen Uhlersdorfer Reitsportfeste bezeichnen. Weit über 1.000 Personen wirkten mit. Durch den Reinerl`s der Sportfeste konnten für die Sektion Kutschen, Schlitten, Sattel und eine Tanzdiele gekauft werden.
Ende der 60er Jahre wird von der staatlichen Leitung der LPG "Einigkeit" Niederpöllnitz unter besonderem Engagement Franz Kulhaneks ein Aufruf gestartet, der DDR-bekannt wird. Der ehemalige Handballer verfasst das Motto: "Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche 1 Mark für den Sport". Eine Maßnahme, die den Sport außerordentlich stark half.
Am 060.02.1968 kommt es im Bürgermeisteramt Niederpöllnitz zu einer Beratung der Sportfreunde Berger (DTSB-Kreisvorstand), Liebscher (Kreisturnrat), Lindinger (BSG-Vorsitzender), Staps (Sektionsleiter Fußball), der Direktoren der beiden Oberschulen und dem Sportlehrer Friedrich Richter. Im Laufe dieser Beratung erklären sich beide Direktoren bereit, mit den besten Aktiven der Schulen eine Sektion Leichtathletik zu gründen. Friedrich Richter wird am 06.03.1968 zum ersten Sektionsleiter der Leichtathleten gewählt. Monika Marchionini, Heidemarie Richter und Gisela Bräutigam wirken als Übungsleiter, Monika Lindinger wird erste Kassiererin (Weiteres zur Leichtathletik im speziellen Abschnitt -Leichtathletik).
1969 beginnt man auch wieder mit Tischtennis spielen. 6 Mitglieder umfasst zunächst diese Sektion, u.a. dabei sind Siegfried und Otto Löffler sowie Günther Klar.
So sind es 1969 bereits 202 Mitglieder, die in einer der fünf Sektionen (Fußball, Leichtathletik, Reitsport, Kegeln und Tischtennis) und in der Sportgruppe Gymnastik Niederpöllnitz aktiv Sport treiben. 1971 wird als sechste Sektion die Sportgruppe Gymnastik in die BSG aufgenommen.
Vom 01. - 03.06. 1973 wird durch die mittlerweile rund 250 BSG-Mitglieder das 25jährige Jubiläum in Form einer dreitägigen Festveranstaltung vorbereitet. Alle 7 Fußballmannschaften, die im Wettspielbetrieb stehen, stellen sich dem heimischen Publikum vor. Dem Sieger im Preiskegel winken 100,- Mark, ein Tischtennisturnier wird durchgeführt und (lt. Protokoll) -der Lehrerin, Frau Bräutigam, werden zum Einkauf von Preisen zwanzig bis fünfundzwanzig Mark zugesprochen.-
Der Auftritt der Gymnastik-Gruppe begeistert damals ebenso wie zum 1. Kooperationssportfest am 06.07.1974. 100 Teilnehmer sieht der Meilenlauf zu Beginn des Sportfestes, 109 Teilnehmer starten beim leichtathletischen Dreikampf, die Traktoristen und Schlosser der KAP Zossen/Niederpöllnitz werden erster Sieger im Fußballturnier.
All diese positiven Aspekte werden allerdings auch von Schattenseiten begleitet. So müssen die Burkersdorfer Kegler ihren Übungsbetrieb nach Weida verlegen, durch den Umzug vieler Aktiver wird zunächst die II., später auch die I. Vertretung aus dem Wettspielbetrieb herausgenommen (1974). 15 Mitglieder gehen der BSG dadurch verloren.
Die Sektion Reitsport kann trotz der immensen materiellen Zuwendungen nicht gehalten werden, ein 1983 nochmals aufgestellter Plan zur Wiederbelebung einer Sektion Reitsport in Birkhausen scheitert an nicht zu lösenden organisatorischen Fragen.
Die endgültige "Formierung" der BSG
Am 15.04.1980 berät die BSG-Leitung auf ihrer Vorstandssitzung unter dem Punkt "Verschiedenes" über die Namensänderung und beschließt den neuen, den territorialen Bedingungen angepassten Namen BSG "Traktor Niederpöllnitz - Frießnitz". Übrigens, Rudolph Kulhanek, Vorsitzender der LPG "W. I. Lenin" und einer der größten Förderer des Sports war von diesem Namen nicht begeistert, wie es im Protokoll heißt. Am 11.08.1981 schreibt Heini Staps an die VOLKSWACHT und die Thüringer Neuste Nachrichten sowie die Neue Fußballwoche: "Mit Zustimmung des DTSB - Kreisvorstandes Gera - Land und des DTSB - Bezirksvorstandes - trägt die BSG "Traktor" Frießnitz den Doppelnamen BSG "Traktor" Niederpöllnitz - Frießnitz. Wir bitten darum, diesen Namen nun auch in ihren Zeitungen zu veröffentlichen."
Damit ist aus dem Kommunalen Sportbund Blau-Weiß Frießnitz und der BSG "Traktor" Frießnitz nun auch offiziell der Name geworden, der fast 10 Jahre die Sportler begleitet. 1990 wird dann auf die Wurzeln zurückgegriffen und der endgültige Vereinsname "SV Blau-Weiß Niederpöllnitz" beim Amtsgericht angemeldet.
Wie formierte sich nun die Struktur der BSG der 70er/80er Jahre mit ihren sechs Sektionen? Mehrfach stellte der BSG-Vorstand unter der Leitung Klaus Richters Überlegungen an, die vielfältigen Sportgruppen zu einer Sektion "Freizeit- und Erholungssport" zusammenzuführen, um auch diese Sporttreibenden besser unterstützen zu können. Bereits in der Zielstellung des Arbeitsprogrammes für 1979 wird beschlossen, "die Gründung der Sektion Freizeit- und Erholungssport bis 01.05.1979 zu vollziehen.In ihr sollen die Sportgruppen Volleyball, Schach, Lauftouristik, Tischtennis, Frauenfußball und Kraftsport aufgenommen werden. Später dann wird Kraftsport mit Judo ersetzt.
Tatsächlich sind bei der Gründung der Sektion FES am 02.05.1979 aber nur Vertreter der Sportgruppe Schach (Leiter Manfred Wolter), Volleyball (Monika Zothe) und Wandern/Touristik (Norbert Raths) beteiligt. 26 Sportfreunde feiern die Gründung ihrer Sektion.
Anders ist es zunächst im Judo. Unter der Leitung von Rolf Leopold trainieren bereits 1975 zehn Sportfreunde diese Kampfsportart. Teilnehmer dieser Trainingsgruppe sind u.a. Dieter Thieme, Werner Marchionini, Dietmar Trinks, Harald Fritz, Ingolf Bräutigam, Frank Weiser, Gisbert Stieghorst, Horst Siebenheimer. Fehlende finanzielle Mittel zum Erwerb einer Judomatte führen letztlich im Herbst 1976 zur Auflösung der Gruppe. Im Herbst 1982 wird wiederum beratschlagt, eine Sektion Judo zu gründen. Aber durch die Tatsache, dass für die Unterbringung der Judomatte kein geeigneter Raum gefunden werden kann, der Vertrag mit Übungsleiter Missler aus Köfeln nicht zustande kommt und die BSG-Leitung letztendlich zu bedenken gibt, dass man in einer Landsportgemeinschaft nicht unbegrenzt viele Sektionen gründen könne, wird der Plan verworfen.
Die Aktivitäten im Volleyball und das rege Training im Schachsport führen dazu, dass am 10.01.1980 diese Sportgruppen als eigenständige Sektionen neben Fußball, Leichtathletik und Gymnastik in die BSG eingegliedert werden. Allerdings verläuft die Entwicklung dieser Sektionen nicht problemlos.
Unter der Leitung von Manfred Wolter müssen die Schachspieler mehrmals den Trainingsraum wechseln. G. Wenzel, S. Schaller, P. Wyrwol, U. Urbach und Zwerschke trainieren im Speiseraum der ehemaligen Schule genauso wie im Umkleideraum des Sportlerheimes, im GST-Raum (Gesellschaft für Sport und Technik) der Gärtnerei-Baracke, im Raum der ehemaligen Post und im Internat Wetzdorf. "Dort war es am schönsten, weil es am wärmsten war", erinnern sich die Schachsportler.
Durch die zunehmende Schichtarbeit der Sportler wird es immer schwieriger, den wöchentlichen Übungsbetrieb zu organisieren, so dass man einschätzen muss, dass ab Mitte des Jahres 1981 der Schachsport sich mit echten Problemen konfrontiert sieht, teilweise nur noch formal existierte. Anstrengungen, die noch verbliebenen sechs Mitglieder zu aktivieren, waren nicht mehr von Erfolg gekrönt.
Unter der Leitung von Monika Zothe, Helga Zetzmann und Doris Appeldorn werden in der Sektion Volleyball vielfältige Aktivitäten gestartet. Teilnahmen bei den Kooperationssportfesten stehen auf dem Programm, durch den am 01.05.1981 fertig gestellten Volleyball-Übungsplatz ist ein intensiverer Übungsbetrieb möglich.
Ausfahrten, u.a. nach Meißen, Fasching und die Teilnahme am Landessportpokal beweisen ein reges Sektionsleben der Freizeit- und Erholungssportler. R. und H. Kunze, R. Moritz, H. und W. Rausch, G. Illing u.a. nutzen das Montags - Hallentraining. Trotzdem wird durch das nachlassen der Beteiligung die Arbeit für die Sektionsleitung immer schwieriger, die Meldung für die FES-Kreismeisterschaft wird zurück gezogen, nachdem ein Protest unserer Mannschaft nicht berücksichtigt wurde. Werbungen unter der Bevölkerung kommt nicht an. Dem Engagement Monika Zothes ist es zu verdanken, dass seit März 1988 die Sektion wieder zu leben beginnt. Trotz der aufgeführten Probleme entwickeln sich zwei "schlagkräftige" Volleyballmannschaften: die FES-Gruppe Volleyball der Lehrer und ehemaligen Schüler der Niederpöllnitzer Schule. Die Männer melden für die Kreismeisterschaft und belegen in den Jahren 1987 und 1988 jeweils den 4. Rang. Frauen und Männer qualifizieren sich für die Bezirksendrunde des Pokalwettbewerbes und gehören somit zu den 18 besten Mannschaften des Bezirkes Gera.
Die beiden Stamm"sechser" B. Müller, Fr. Richter, M. Görges, G. Bayer, G. Suhr, B. Borde, K.-D. Vogel, G. Renner, W. Marchionini bei den Männern und H. Vogel, L. Hermann, M. Marchionini, U. Bülau, I. Nendel, M. Vorsatz, St. Suhr und U. Brendel entwicklen einen regen Trainingsbetrieb. Auch 15 Jahre später trainieren von den oben Genannten noch 5 Sportfreunde in einer neuen Generation mit. Die Jugendlichen des Jahres 2003 melden für die Kreisklasse Gera - Volleyball ist ins neue Jahrtausend gerettet worden - mit nicht nachlassendem Zuspruch.
Schließen wir die Betrachtung der Neustrukturierung der BSG mit der Beratung vom 31.03.1980 ab, auf der eine Zusammenkunft der Vertreter der Lehrstätten Frießnitz, Köckritz und Wetzdorf unter der Verantwortlichkeit von Gerd Moritz beschlossen wird, die als Ziel die Bildung der Sportgruppe "Lehrlingssport" haben soll. Bereits 1979 beteiligten sich 28 Jugendliche am Tischtennisturnier in Frießnitz, erkämpften im März des darauf folgenden Jahres einen ersten und zwei zweite Plätze.
Die Entwicklungskonzeption für die Sportgruppe "Lehrlingssport" bis 1985 stellt sich die Aufgabe, "alle Lehrlinge in die sportliche Betätigung einzubeziehen." Weiterhin wird festgehalten, 20% der Lehrlinge als Mitglieder des DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) zu gewinnen. Unter der Regie des Lehrausbilders, Sportfreund Dennler, treiben die Lehrlinge in den Disziplinen Laufen, Tischtennis, Kraftsport, Volleyball und Schießen Sport. Doreen Kultzscher wird 1987 "Sportlichstes Mädchen im Kreis". 1988 hat die BSG 425 Mitglieder. Es wurde halt viel mit Zahlen abgerechnet.
Ein Wort zu den guten Geistern bis zu den 80er Jahren
Viele Namen wurden bisher genannt: Gründungsmitglieder, Veteranen des Sports, Förderer, Funktionäre, ehemalige und gegenwärtige Aktive, Übungsleiter und Betreuer. Aber was wäre das Sportleben ohne die "dienstbaren Geister" im Hintergrund, ohne die im Unauffälligen wirkenden unermüdlichen Helfer, die voller Engagement sich in den Dienst des Vereins stellten und stellen.
Bei wem soll man beginnen? Vielleicht bei den ehemaligen und derzeitigen Schiedsrichtern, dem Rudi Zedler, Klaus Schramm, Gerd Moritz, dem Gunter Rosenkranz oder Bodo aSchlebusch? Oder sollte man zunächst die Kraftfahrergilde nennen, die sich in den langen Jahren an die Steuer setzte: Gerd Müller, Klaus Schramm, Siegfried Hochmuth, Peter Dietz, Heinz Schumann, Karl-Heinz König, Josef Richter, Dieter Rötsch und Siegmar Rahnig, Dieter Heinz und Klaus Dietz ...
Oder wer denkt an die oft schwierige Arbeit von Doris Lauterlein, Steffi Suhr oder Petra Böttger bei Säubern der Spielkleidung? Wer erahnt sie Probleme, die manchmal auf Wolfgang Böttger, seit 2.5.1982 Platzwart in Niederpöllnitz, zukamen?
Erinnert sei an die wichtige, doch so wichtige Arbeit der Kassierer und Platzordner Heinz Lötzsch, Frank Fleischmann, Rainer Gratz oder Hartmut Heinrich, an das Anfertigen und Anbringen von Vorschauplakaten im Fußball durch Hilmar Dinter, an die Stadionansagen durch Toni Daburger und Harry Suhr, an all die Mannschaftsbetreuer im Fußball, wie Erwin Schönheit, Uwe Herzer, Hartmut Fuchs, Gotthard Vogel, , an die Übungsleiter Horst Wißler, Bernd Rosenkranz, Udo Pohle, Lothar Jahn, Jürgen Rosenkranz und Wolfgang Böttger, Reiner Müller und Jürgen Riemer, Josef Kulhanek und Ulrich Tambor, erinnert sei auch an die medizinische Abteilung im Fußball und die Übungsleiter Leichtathletik Monika Marchionini, Kerstin Schmidt, Dörte Vogel, Gisela Bräutigam, die Übungsleiterinnen der Gymnastik-Frauen Erika Eichhardt und Rosi Ronneberger, an die der Aerobic-Damen Steffi Suhr und, und, und ...
Sektion Fußball
Lang ist die Traditionslinie, die die Fußballer mit den Ortschaften Frießnitz und Niederpöllnitz verbindet. Von den abenteuerlichen Anfängen in den Nachkriegsjahren konnten Sie sich schon ein Bild machen. Wir wollen versuchen, in diesem Abschnitt ein konzentriertes Bild der Entwicklung des Fußballes in unserem Territorium in den weiteren Jahren bis zum Beginn der Bezirksligaära zu geben. Ab da können Sie dann die Entwicklung in unserem Archiv (Fußball - Bezirksliga) verfolgen.
Nachdem die I. Mannschaft Mitte der 50er Jahre gegen solche Mannschaften wie Mühltroff und Tanna aus der sogenannten Kreisliga abgestiegen war, gingen etliche Spieler nach Crimla oder Weida. Rechtzeitig erkannte man in Frießnitz die Zeichen der zeit, so beginnt man 1956 mit einer Junioren- und einer -Gemischte Jugend- Mannschaft. Die Jungs trainieren unter Heini Staps auf dem Schießplatz in Frießnitz. Bereits zwei Jahre später zeigt sich der erste Erfolg: Die Junioren steigen in die Sonderliga, vergleichbar mit der heutigen Bezirksliga, auf. Im Protokoll der Sektionswahlen vom 22.02.1959 wird festgehalten:
"Harmonie und Disziplin brachten den bisher größten Erfolg in der Nachwuchsarbeit der Sektion Fußball."
Dieser Erfolg, dazu der Aufstieg der I. Vertretung in die 1. Kreisliga 1958 und die erstmalige Bildung einer Schülermannschaft sind Eckpfeiler dieser Jahre. Der Aufschwung des Frießnitzer Fußballes beginnt mit der Übernahme der Sonderliga-Junioren in die Männermannschaft. Über 10 Jahre sollten solche jungen Spieler wie J. Kulhanek, W. Schmidt, G. Schmidt, W. Maczeyzik das Niveau der I. Mannschaft mitbestimmen.
Wie gut die ehemaligen Junioren in der Männermannschaft einschlugen, beweist vielleicht eine Zahl: In 39 Punkt-, Pokal- und Freundschaftsspielen, die 1960 durchgeführt wurden, schossen G. und W. Schmidt, Kulhanek, Maczeyzik und Drechsler 113 Tore!
Ständig vordere Platzierungen berechtigen 1960 dazu, eine II. Mannschaft aufzubauen. Trotzdem wird weiterhin dem Nachwuchs großes Augenmerk geschenkt. Entsprechend den Forderungen des Fußballverbandes nach einer breiten Entwicklung des Nachwuchs-Bereiches, ist man in Frießnitz bestrebt schnell zu reagieren. Solche Sportfreunde wie H. Staps, W. Schmidt, Scholz, Bedemann und Nippert übernehmen Nachwuchs-Mannschaften, später wird das eine vorwiegende Aufgabe für Spieler der I. Mannschaft. Erfolge stellen sich bald ein und unsere Übersicht ist nur eine Auswahl der 60er Jahre:
1963 wieder Spiele für eine Schülermannschaft
1965 Bildung einer Knabenmannschaft
1965 die Schüler werden Dritter der Hallen-Bezirksmeisterschaften, siegen dabei u.a. gegen die Schüler des FCC
1969 die Jugend wird Kreissieger im Junge-Welt-Pokal
1966, zur 700-Jahr-Feier der Gemeinde Frießnitz, verliert die Mannschaft nach einer 1:0 - Führung durch Richter gegen den Oberliga-Vertreter Wismut Gera noch knapp mit 1:11.
Nur ein Jahr kann die I. Vertretung Bezirksklassenluft schnuppern, ehe 1967 wieder, und diesmal endgültig aufgestiegen wird. Auch die II. Mannschaft schafft im selben Jahr den Aufstieg - und zwar in die 1. Kreisklasse. 1967 ist auch das Jahr der Einweihung der Frießnitzer Sportanlage. Frießnitz verliert das Eröffnungsspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena mit 0:13.
Die 70er Jahre beginnen am 2. Januar 1970 mit einer Wahlberichtsversammlung, auf der festgestellt wird: -Wir haben zur Zeit 3 ausgebildete Übungsleiter und 2 Schiedsrichter mit Ausweis." Es sind auch die Jahre der Erfolge im Nachwuchs - Bereich. Nicht umsonst kann man damals einschätzen: "Das Glanzstück Anfang der 70er Jahre waren Schüler- und Knabenmannschaften." Eine neue Generation macht von sich Reden: L. und G. Schumann, U. Staps, Zedler, Siemer, Hempel. Sie werden in den Jahren von 1970 bis 1973 ununterbrochen Kreismeister. Weitere Erfolge sind zu nennen:
1970 die Kinder werden Hallen-Kreismeister
1973 die Schüler spielen erstmals in der Bezirksliga, 7 Schüler von Traktor Frießnitz werden für die 15köpfige Bezirksauswahl gestellt
1973 die Jugend holt zur Spartakiade unter Übungsleiter Poldner Gold
1976 steigen die Junioren unter Übungsleiter W. Böttger nach 10 Jahren Abstinenz wieder in die Bezirksklasse auf
Junge und jüngste Spieler, wie R. Böttger, H.-D. Heinz, A. Klar und G. Schumann bestimmen das Niveau. Ständig steht die I. Vertretung in der Spitze der Bezirksklasse, wird 1973/74 nochmals Bezirkspokalsieger um den "Goldenen Traktor".
All diese Erfolge bringen der Sektion Fußball 1973 die Auszeichnung "Vorbildliche Sektion Fußball der DDR". Ein Jahr später begrüßen 70 Niederpöllnitzer Fußballer DDR-Größen in Niederpöllnitz: Schnuphase, Croy und Kreische kommen.
Von 1975 bis 1977 steigt die Anzahl der im Wettspielbetrieb stehenden Mannschaften von 7 auf 9, eine zweite Kindervertretung soll als 10. Mannschaft hinzukommen. 202 Mitglieder sind in der Sektion Fußball angemeldet. 11 Übungsleiter in verschiedenen Bereichen tätig. Die Schröer, Riemer, Schöller, Scholz, Ehrlicher, Wißler, Staps, Kulhanek, Schmidt, Böttger und Formanski werden sich sicherlich noch an manche Episode mit ihren Mannschaften erinnern.
18 Spieler werden in den 30 Spielen eingesetzt, für R. Gumpert, R. Herzer, A. Klar, B. Müller, J. Riemer und G. Uhlmann ist es bis auf wenige Einsätze danach der Abschied aus der I. Mannschaft. Zur Einschätzung der Saison 77/78 kann man in der VOLKSWACHT lesen:
"Die Fußball-Familie Frießnitz hat sich im wahrsten Sinne des Wortes gemausert. Die Leitungsarbeit unter Sektionsleiter und Übungsleiter H. Staps, in enger Abstimmung mit dem BSG-Leiter Kl. Richter, mit Fritz Lindinger, Alfred Günther und Siegfried Löffler kann sich sehen lassen ["] Der verantwortliche Übungsleiter J. Kulhanek hatte besonders in den Auswärtsbegegnungen eine starke Mannschaft zur Stelle. Elf Siege und vier Unentschieden, keine Niederlage!"
Der weitere Weg der I. Mannschaft ist mit ausführlichem Statistik-Teil in unserem Archiv, unter Fußball - Bezirksliga, Landesklasse und Thüringenliga nachzulesen!
Über die Gründung, auch über die Vorgeschichte der bis in die 90er Jahre zweitstärksten Sektion des Vereins (mit der Schließung der Regelschule Niederpöllnitz 2002 war dann auch für die Leichtathleten das Ende gekommen) konnte man bereits etwas im einführenden Teil unserer History erfahren.
Der damals 27jährige Sportlehrer der Niederpöllnitzer Schule, Friedrich Richter, und seine Kollegin aus Frießnitz, Gisela Bräutigam, organisieren den Trainingsbetrieb unter schwierigen Bedingungen. Beiden stehen in den Wintermonaten nur enge Sporträume zur Verfügung, nicht viel größer als normale Klassenräume. Trotzdem tut dies dem Enthusiasmus wenig Abbruch. Mehrere Jahre kämpfen beide Oberschulen um den Pokal der Gemeinde Frießnitz, wobei die Frießnitzer oftmals die Nase vorn hatten.
Unter der Sicht, dass es "um das Sport treiben an sich" geht, "auch wenn die Kinder nicht im DTSB organisiert sind" (Vorstandsprotokoll), treiben zum Beispiel 1968 an der Niederpöllnitzer Schule von 240 Schülern 137 aktiv Sport (57,5%). Sieht man sich 20 Jahre später die Entwicklung an, so sind es in Niederpöllnitz von 274 Schülern 97,8% der Schüler, die regelmäßig Sport treiben - unglaubliche Zahlen! Und neben Fußball, Reiten, Tischtennis, Kegeln, Popgymnastik und Volleyball sind es eben auch 53 Leichtathleten. Frießnitz konnte leider dieser Entwicklung nicht folgen. Zwar treiben von 177 Schülern 58,8% Sport, aber tatsächlich sind es dort nur 12 Leichtathleten. Das außerordentlich große Zuzugsgebiet dieser Schule, die damit verbundene Beförderungsproblematik, das bekannte Sportlehrer- und Übungsleitermanko führten zu einem stetigen Rückgang der Übungs- und Wettkampftätigkeit. All diese Probleme tauchen auch im neuen Jahrtausend auf.
Probleme gibt es allerdings auch in Niederpöllnitz. Mehrfach werden die nicht befriedigenden Spartakiadeleistungen zum Tagesordnungspunkt bei BSG-Vorstandssitzungen. Die Sektionsleitung um Friedrich und Heidemarie Richter, Ralf Geithner, Ulf Raths und Kerstin Schober sieht sich erheblichen Problemen gegenüber. Angefangen bei der Kassierung bis hin zu den Bedingungen für den Trainingsbetrieb. So ist es nicht verwunderlich, dass 1974/75 nur vier Goldmedaillen für Traktor Frießnitz in den Protokollen der leichtathletischen Spartakiadeprotokolle auftauchen: Christiane Eichler, Kerstin Schober, Henry Ludwig und eine Staffel heißen die Goldkinder (1979, also nur vier Jahre später, können wir 18 Sieger feiern!).
Zur Sektionswahl 1978 werden konkrete Maßnahmen beschlossen, um auch in der Leichtathletik ein höheres Niveau zu erreichen. Die neue Leitung mit dem Vorsitzenden Klaus-Dieter Vogel, mit Peter Claus, Gisela Bräutigam, Monika Marchionini und Sigrun Janda will durch Abstimmung der Trainingspläne, durch Vergleichskämpfe, Sportfeste, Sportlerforen u.ä.m. das Sektionsleben aktivieren. In der Entwicklungskonzeption der BSG für die Jahre 1979 - 1985 wird festgestellt:
"Der Mitgliederstand mit 40 Sportfreunden ist völlig unzureichend. Der Leitung erwächst deshalb die Aufgabe, für die nächsten Jahre alle Kinder und Jugendlichen, die im Wettkampf- und Übungsbetrieb stehen, als Mitglieder zu gewinnen."
Ob nun gerade die Mitgliedschaft im Verein zu den folgenden satten Jahren beitrug, sei dahingestellt und auch nicht mehr beweisbar. Aber 1979 ernten die Leichtathleten erste Früchte ihrer Trainingstätigkeit. Leistungsträger, wie Steffen Sachs, Katrin Vogel, Angela Rank, Brigitte Fromm, Yves Dinter und Daniela Richter sorgen dafür, dass die 44 Mitglieder starke Sektion 192mal an den Start zu Spartakiadewettbewerben geht, 18 Gold-, 8 Silber- und 14 Bronzemedaillen sowie den 2. Platz im DVfL-Pokal erkämpft. Angesichts solcher Sieger, wie Heiko Nowack (3. Klasse, Ballwurf - 43,50m), der 4x50m-Staffel der Mädchen Klasse 4 mit Vogel, Staps, Rank und Walther, die ihre Kontrahenten aus Münchenbernsdorf um über eine Sekunde distanzierte, erinnert man sich unwillkürlich an die erste Garde, die für Traktor Frießnitz in den 60er Jahren die ersten Medaillen holte: Uta Stieghorst, Isolde Baumgärtel, Bernd Müller, Bernd Petzolt -
Die Liste der erfolgreichen Spartakiadekämpfer ist lang. Sie reicht von diesen ersten Medaillengewinnern bis zu Toralf Seidel, dem wurfgewaltigen Spezialisten, zu den Alleskönnerinnen Angela Rank und Katrin Vogel, die sich oftmals Gold und Silber in stetiger Eintracht teilten, Jörg Schmidt, Jens Hempel, Roman Richter und Steffen Gratz sind ebenso Namen, die edelmetallisch glänzten, wie auch Diana Peter, Andreas Kurth, Marco Müller, Bianca Schönheit, Dörte und Kirsten Vogel, Marion Kulhanek und das Laufwunder Tino Schlegel. Die Kenner werden sich an die rassigen Läufe von Antje Schauderna und Saskia Nietzold erinnern, die häufig der Konkurrenz das Nachsehen über die langen Mädchenstrecken gaben. In den 80er Jahren hießen die jüngsten Sterne, die diese Traditionen fortsetzten, Verena Richter und Thomas Hellmich (heuer der Verantwortliche für die Internetpräsenz unserer Volleyballer), die 1987 in der Altersklasse 9 viermal antraten und jeweils vier Goldmedaillen holten. Auch Pascal Schönheit konnte 1988 mehrfach als Spartakiadesieger geehrt werden.
Medaillen haben auch ihre Kehrseiten. 1987 kann Niederpöllnitz nicht mehr wie gewohnt abräumen. Besonders in den älteren Bereichen ist die Konkurrenz aus den Trainingszentren Bad Köstitz oder Ronneburg oftmals besser. Niederpöllnitz wird nur noch 9., Frießnitz gar nur 13. von insgesamt 18 in der Leichtathletik gestarteten Schulen. Bis 1987 allerdings stehen auf der Habenseite der Leichtathleten 77 Gold-, 102 Silber- und 95 Bronzemedaillen.