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Landesklasse Staffel 1

SV Blau-Weiß Niederpöllnitz vs. SV BW 90 Neustadt/Orla
5 : 4

Was für ein Wahnsinn! Wer ist der Verantwortliche, dass man beim Zuschauen wieder ein gut Stück seiner Lebenszeit und seiner Originalhaare eingebüßt hat? Nun, in erster Linie natürlich die beiden Mannschaften, die vom Papier her so weit auseinander, auf der gefürchteten "Roten Erde" von Niederpöllnitz häufig in engstem Zweikampf waren. Wenn der Spitzenreiter mal Gegentore bekommen hatte, dann waren es mal eins, seltener zwei. Und nur einmal drei: Beim Hinspiel gegen Niederpöllnitz klapperte es damals hinter Naujoks im Kasten so oft, dafür aber schoss man ja aber auf der anderen Seite auch deftige 7 Treffer. Diesmal stand wieder Mehlhos im Tor der Gäste und er war zum Schluss der Mann, der am meisten getröstet werden musste. Im Aprill 2022 hatte es mal 8 Gegentore gegeben, gegen Schott Jena, die damals alles abbügelten, was nicht bei Drei auf dem Baum war. Aber nun 5 Stück? Gegen Niederpöllnitz?
 
Ursachenforschung. Neustadt hatte wohl aus der Analyse des Spiels Niederpöllnitz gegen Lobenstein gelernt, brachte alles, was Offensivpower hat, in die Anfangsaufstellung, um mit langen Schlägen hinter die im Durchschnitt einen halben Kopf größeren Hausherren zu kommen und dann mit "Gib ihm" auf Müller zuzurasen. Soweit der Plan gegen Niederpöllnitz, was auf den gesperrten Kapitän Müller verzichten musste, unter der Woche aber wegen Spielfreiheit dreimal trainiert hatte, um Rico Heuschkels Zielstellung umzusetzen: "Wir haben auch gegen Neustadt  etwas vor." Und  wenn am Samstag irgendwelche Glücksbringer für Außenseiter Niederpöllnitz gesucht werden sollten, dann muss auch Schiedsrichter Thomas Schlicht herhalten. Seit 11 Jahren pfeift er in Thüringens höchsten Spielklassen und hatte dabei auch mehrfach mit Niederpöllnitz Kontakt: 2012 Eisenberg - BW (1:2), Roschütz - BW (1:2), 2013 BW - Weida (2:1). Nach 10 Jahren gibt es nun ein Wiedersehen.

Niederpöllnitz gleich mit Anpfiff im Kick-and-Rush-Modus. Das kann man ja der Mannschaft auch nicht verübeln, hatte man ja klar die Seiten des Spitzenreiters erkannt, die sie den Hausherren ein gut Stück vorab haben: Tempo, Umschaltspiel, technisches Filetmesser. Aber Neustadt hielt dagegen: Besonders an der Achse Cypionka - Szalek baute sich das Neustädter Spiel auf und vorn lauerte die Abteilung Attacke. Aber zunächst konnte Niederpöllnitz das Spiel um ein paar Prozentpunkte mehr beherrschen. Sporers Versuche (6., 11.) gingen mehr oder weniger weit vorbei. Vorn aber lief das notgedrungen umgestellte Sturmduo Menzel - Heuschkel die Gegner an, und die bolzten zum Unmut von Trainer Grüttner die Bälle oftmals unkonzentriert ins Aus. Innerhalb von 12 Minuten glitt das Spiel dann aber in die erwarteten Bahnen. Neustadt wurde zielgerichteter, kam einmal über rechts, einmal über links durch und jedesmal war Grimm derjenige, der mit dem 0:1 und 0:2 auf Sieg stellte. Die 140 Zuschauer waren wohl der gleichen Meinung, denn das waren wirklich die einzigen beiden Szenen, wo die Bälle aufs Tor kamen. Niederpöllnitz nach vorn nur bis 25 Meter vorm Tor in der genehmigten Zone, aber auch der Spitzenreiter konnte außer die beiden Treffer nichts an Chancen vorweisen.

Warum sich Niederpöllnitz in dieser Phase, in der man dann 2 Treffer kassierte, sich zum Mitspielen inspirieren ließ, wird wohl ein ungelöstes Rätsel bleiben. Erst die letzten 10 Minuten kamen die Hausherren wieder auf ihren ureigenen Instinkt zurück: Gegner mit weiten Schlägen vom eigenen Tor fernhalten.

Nach Wiederanpfiff kam Rohde für Zipfel und der hatte gleich zwei Chänclein und eine der besseren Art, als er einen Flachschuss Richtung Mehlhos abfeuert, der ihn aber im zweiten Zupacken festhalten kann (53.). Da hätte es M. Walther schon klar machen können, das Spiel vermeintlich zu entscheiden. Unter Geleitschutz von Theileis steuert er auf den herausstürzenden Müller zu, schlenzt aber den Ball knapp vorbei (51.).  Es begann der Leidensweg von Keeper Mehlhos. Einen Freistoß von Peters unterschätzt er und Menzel sagt  aus 25 Metern mit einer Granate unter die Latte den Kampfbeginn an. Die Zuschauer aus dem Häuschen und nun drehte Niederpöllnitz auf, wurde vom phasenweise ausgespielten zum ebenbürdigen, letztlich zum besseren Gegner für den Tabellenführer. Menzel, heute als Kapitän auf dem Platz, sorgte wenig später (62.) per Kopfballabstauber für den Ausgleich. Und wieder 5 Minuten später machte Heuschkel den typischen Heuschkel, unauffällig hatte er sich in die Kette und dann vor Mehlhos gemogelt, der aus Nahdistanz chancenlos war (67.). Das Stadion tobte und das Spiel war spannender als eine Tube Ketchup, bei der man nicht weiß, trifft man die Spaghetti oder sich selbst. Neustadt nur kurz konsterniert. Grimm hätte bereits den Ausgleich machen können, aber der Ball klatscht an den Pfosten (70.). Besser machte es dann Souza-Rocha mit seinem Distanzschuss, den man an besseren Tagen auch gerne halten kann, leider heute Müller nicht - 3:3 (75.).

15 Minuten vor dem Ende wären die einen wohl mit einem Punkt zufrieden, die anderen wohl nicht gewesen. Fragt sich nur, von wem wir jetzt reden. Denn die erneute Führung machten die Niederpöllnitzer durch das zweite Tor von Rico Heuschkel, der sich ja seit letzter Wochen im Fernwettkampf mit dem Lobensteiner Mai befindet. Großchancen von Walther, Heuschkel und Rohde sorgten nicht gerade für Blutdrucksenkung, dann schlug es per Freistoß zum 4:4 ein:  Fabian Seidel hatte von halbrechts getroffen. Wieder sah Müller jetzt nicht so gut aus, aber gut geschossen war der Ball ja auch. Spannung jetzt zum Zerreißen. Schiri Schlicht hob den Arm und spreizte die Finger - fünf Minuten Nachspielzeit. Warum fragte sich der eine oder andere und Neustadt witterte nochmals die Chance, beim Angsgegner doch noch alles mitzunehmen. Aber es kam anders. In der allerletzten Minute donnert N. Sporer den Ball an die Latte, Menzel würgt sich irgendwie in Kopfballposition und bugsiert das Leder über Mehhos in den Kasten. Tor, Sieg, Abpfiff!

Es war eine leidenschaftliche Partie, in der Neustadt seine Gefährlichkeit phasenweise umsetzen konnte, letztlich aber am unbedingten Willen der Niederpöllnitzer scheiterte..
Zur Fotostrecke: https://www.fupa.net/photos/sv-blau-weiss-1990-niederpoellnitz-sv-blau-weiss-90-neustadt-orla-428408





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