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Landesklasse Staffel 1

SV Blau-Weiß Niederpöllnitz vs. SG VfR Bad Lobenstein
3 : 2




Nach der Papierform war alles klar. Lobenstein kam als klarer Favorit, mahnte aber trotzdem zur Wachsamkeit. Sicherlich auch in Erinnerung des Hinspieles. Auf das verwies auch die Niederpöllnitzer Seite, als man in Bad Lobenstein in Führung ging und durch unglückliche Schiedsrichterentschedungen noch 3:1 verlor. Es war nicht nur das Duell der beiden Mannschaften, sondern auch der Torjäger der vergangenen Jahre - wenn auch teils in unterschiedlichen Spielklassen. Heuschkel gegen Mai - wer schlägt heute im Blau-Weiß-Land zu?


Die Fans der Gastgeber rieben sich verwundert nach 120 Sekunden die Augen. Auf der allerseits ungeliebten Schlacke (auch Niederpöllnitz hatte dort nach statistischen Recherchen von Mannschaftsleiter Zetzmann seit gefühlten Ewigkeiten nicht gewonnen) hatten Heuschkel und Menzel bereits gut ansehbare Chancen und machten deutlich, dass Niederpöllnitz heute den Sieg WOLLTE, unbedingt WOLLTE. Und bereits nach 3 Minuten zappelte der Ball im Netz, aber richtig vom Assistenten auf Abseits erkannt und zurückgepfiffen. Der VfR hätte früh gewarnt sein sollen, erkannte aber viel zu spät, um was es heute auf diesem Platz ging: Nicht Tickitacka der technisch freilich beschlageneren Gäste in der Gänze, nicht Kurzpassspiel bis hinter die letzte Linie. Nein, das war gegen physisch extrem stark auftretende Gastgeber die falsche Taktik. Die präsentierten die Niederpöllnitzer mit der Garde ihrer Hühnen Peters, Sporer, Menzel und wie sie alle heißen. Da wurde geköpft, gekämpft, gekurbelt und … getroffen! Erstmals per Foulelfmeter. Narr hatte L.Müller im Strafraum gefoult, Heuschkel verwandelte zu seinem 14. Saisontreffer (9.). Eine Minute später jagt Menzel den Ball per Kopf an die Latte. Aber nur drei Minuten später konnte auch er jubeln. Da war der pfeilschnelle N. Sporer über links abgegangen, Lobenstein wieder in Verkennung der nahenden Gefahr zu spät und drinnen wundert sich Heuschkel, dass ihm niemand kennt und vollendet ohne Mühe. Niederpöllnitz führte gegen den Favoriten völlig verdient, hatte enorm viel investiert und tat dies auch weiterhin. Wie von der Tarantel gestochen, schmissen sich Nitzsche und Poser in die Bälle, kämpften Kurz und L. Müller um jeden Zentimeter, sorgten Theileis und P.Sporer für Verzweiflungsaktionen der Gäste, bei denen Torwart Steinbach immer lauter seine Vorderleute zusammenstauchte, weil die nicht in der Lage waren, Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Klar, nach 20 Minuten hatte der VfR verarbeitet, dass es so nicht ging, dass man auch zu langen Bällen greifen musste, aber vorn blieben Mai und Co. blass gegen die Leidenschaft der Gastgeber. Eine gefährliche Eingabe von Baer (16./niemand da), ein Lebenszeichen von Mai (21./weit vorbei) und erneut Baer (28./schwacher Abschluss) waren Situationen, die andeuteten, dass nun Lobenstein zur Aufholjagd blasen wollte. Dazwischen aber die Großchance von Heuschkel zum 3:0 (24.) – ungewöhnlich, dass er die nicht rein machte. Dann aber knallte es auch hinter Ph. Müller: Baer hatte abgezogen und mit einem tollen Treffer den Anschluss erreicht (29.). Niederpöllnitz nur kurz am Überlegen, wie man das bestrafen könnte, dann hatte Hammerschmidt Heldenstatus erreicht, als er gerade eben noch Menzel den Ball vom Fuß schnippelte (31.). Und dann kam der Auftritt von Nitzsche, der – ähnlich wie Sporer in der 12. Minute – diesmal über rechts davon tobte und Heuschkel erneut in der Mitte sträflich allein bediente. Drittes Tor für den Torjäger gegen seinen Kontrahenten Mai. Was war überhaupt mit dem los? Nun, leider nicht viel. Mai kam nicht gegen die kompromisslose Spielweise der Abwehrrecken der Niederpöllnitzer an. Noch einmal hatte Steinbach seinen Moment, als er großartig gegen Menzel hält (42.), dann war Halbzeit.


Zackig geht der zweite Durchgang los – diesmal auch mit Mai. Der stochert nach 4 Minuten im 5-Meter-Raum herum und bugsiert dann das Leder knapp neben den Pfosten. BW blieb weiterhin seiner Linie treu und stellte Physis gegen Konzeptlosigkeit der Gäste. Bemerkenswert der Dialog in der 53. Minute zwischen Schiri Annemüller und BW-Keeper Ph. Müller, der einen Abstoß vorbereitet und wegen der tiefen Schlacke einen kleinen Haufen aufhäufelt, um den Ball drauf zu legen. „Hör auf mit Burgenbau!", so der eine. „Burgen baun meine Kinder!", so der andere. Da hatte Menzel bereits wieder eine Großchance, letztlich fehlten nur 10cm, um den Ball an Steinbach vorbei zu bekommen. Lobenstein suchte verzweifelt Lösungen, Niederpöllnitz drosch die Bälle in die Prärie und hoffte, dass irgendeiner Heuschkel oder Menzel vor die Füße fällt. Tat er aber nicht und so erhöhte Lobenstein nahezu unmerklich den Druck. Chancen kamen dabei nicht heraus, aber jede Menge graue Haare beim mitfiebernden Anhang. Hölzel war es dann in der 91. Minute, der die Blutdruckkurve noch einmal in die Höhe trieb, als er nach einem nicht gepfiffenen Foul an Peters freie Bahn hat und clever verwandelt. Noch weitere vier Minuten hatten beide Mannschaften, um ihre Ziele über die Linie zu bringen. Zum Schluss reichte es für Niederpöllnitz, die einen leidenschaftlichen Kampf geliefert hatten und völlig verdient den Dreier gemeinsam mit ihren Fans bejubeln konnten.


Spielbericht aus der Sicht der Gäste:

Das Duell zwischen den Goalgettern Rico Heuschkel und Sebastian Mai sah am Samstag
einen klaren Sieger. Der Niederpöllnitzer Sturmführer traf mit einen Toren Nummer 14 bis 16
und schloß zur VfR - Lebensversicherung bis auf zwei Treffer auf. Dabei wäre es jedoch zu
einfach, dieses Spiel nur an den beiden Protagonisten ihrer Mannschaften fest zu machen.
Denn bereits zum dritten mal in Folge gingen die Blau-Weißen in Führung, am Samstag
liesen sie sich jedoch nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Johannes Liebmann, der
VfR Trainer war auch sichlich bedient : "Wir haben in der ersten Halbzeit alles vermissen
lassen, was Fußball ausmacht. Keine Abstimmung, kein Kampf, keine gegenseitige Hilfe."
 
Nein, und es lag nicht daran, dass die Gastgeber auf ihren Schlackeplatz auswichen, und
es lag auch nicht daran, dass Heuschkel nach einem Foul von Marco Narr an Lukas Müller
die frühe Führung vom Elfmeterpunkt erzielen konnte (8.). Als ob beim VfR niemand wusste,
wer da auf dem Platz stand, traf Heuschkel, mutterseelen allein gelassen, drei Minuten
später zentral zum 2 : 0 (11.). Richie Steinbach in seinem 150. Punktspiel konnte einem
leid tun. Denn aus der Wachsamkeit war Ängstlichkeit geworden. Wenn man in den Zweikämpfen
immer nur zweiter Sieger ist, fehlt es an der Einstellung. Diese kam bei VfR zwar langsam
zurück, doch mehr als der Anschlußtreffer durch Markus Baer gelang nicht (28.). Denn die
Fehler blieben und Heuschkel zum Dritten stellte in der 36. Minute den alten Abstand wieder
her. Und wäre nicht Steinbach gewesen, der zwei Riesen der Hausherren durch Heuschkel (22.) und
Paul Menzel (42.) entschärfte, wäre es noch schlimmer gekommen.
 
Liebmann musste nach einer Verletzung von Martin Wirth wechseln (36.) und brachte zur Pause
Oliver Hölzel. Doch die Gastgeber bauten körperlich nicht ab, ging weiter in jeden Zweikampf
und spornten sich gegenseitig an. Das der VfR die feinere Klinge schlagen kann, zeigten sie,
doch spielte das in diesem Kampfspiel keine Rolle mehr. Das auch Philipp Müller ein guter Torwart
ist, zeigte er gegen den durchgebrochenen Hölzel, der mit Fußabwehr den erneuten Anschluß
verhindern konnte (68.). So ackerte sich das Spiel dem Ende entgegen, da die Blau Weißen
alles weg ballerten, was in Richtung ihres Strafraumes kam, und dem VfR keine Lösungen
einfielen. Zwar gelang Oliver Hölzel in der 90. Minute noch der Anschlußtreffer, doch der kam
zu spät, um noch einmal ein Feuer entfachen zu können.
 




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